Osmodrama

Gaia e la „macchina dell’olfatto“ in :“Il Fatto Quotidiano“ (italian)

Il Fatto Quotidiano: Gaia e la „macchina dell’olfatto“- di Nando dalla Chiesa

Gaia und die „Geruchsmaschine “
Im Kino mit den Gerüchen des Films

von Nando dalla Chiesa
Aus dem Italienischen von Katharina Ossen

Sicher gibt es sonderbare Menschen auf der Welt. Solche, die davon träumen, den Durchbruch zu erzielen, indem sie die Kaffeetasse für Linkshänder patentieren oder die Zeitmaschine erfinden. Wenn man Gaia Morrione in einer Bar in Berlin dabei beobachtet, wie sie von einem Science-Fiction Projekt erzählt, kommt einem zunächst genau das in den Sinn. Nur, dass sie nicht träumt oder sich aufspielt. Im Gegenteil. Sie ist Geschäftsfrau, war die Hauptverantwortliche bei der Realisation großer Veranstaltungen in Rom, als der Bürgermeister Walter Veltroni war und der Mythos der „Wiederbelebung der Stadt auf den Flügeln der Kultur“ seine große Zeit hatte: Das internationale Filmfestival Il Parco della musica, organisiert vom römischen Auditorium. Sie betreute Veranstaltungen aller Art, vom Theater bis hin zur Fotografie, von zeitgenössischer Kunst zur Haute-Couture, in der ganzen Welt und mit Künstlern der ganzen Welt. Gaia, die Tochter von Roberto Morrione, einem der letzten aufrechten Menschen des italienischen Journalismus, reist durch die Welt, auf der Suche nach außergewöhnlichen (ein Adjektiv, das sie besonders mag) Unternehmungen und hat eine neue solche, vielleicht die außergewöhnlichste von allen gefunden:
Nennen wir es den Traum vom Geruchssinn. Ja, der Geruch ist ihre Zukunft und ihrer Meinung nach auch unsere. „Stellen Sie sich einen Film vor, in dem die Szenen, die im Kino über den Leinwand laufen, von den Gerüchen und Düften der jeweiligen Situation begleitet werden. Sie sehen einen Western und riechen den Geruch von Schießpulver oder den intensiven Geruch der Wildnis. Sie sehen eine Party in der Diskothek und riechen die Mischung aus Schweiß und alkoholischen Getränken. Die Szene aus Gomorrha mit der Mülldeponie und riechen den schrecklichen Gestank der Mülltonnen. Und bei der Liebe am Meer kommt der Duft des Salzes daher. „Wissen Sie, mit wem ich darüber gesprochen habe? Mit Frederic Malle, einer Koryphäe der autonomen Parfümerie, der echten, künstlerischen, in der die großen Meisterparfümeure mit außergewöhnlichen Rohmaterialien komponieren. Er war der erste, der die Namen der Parfümeure, die den Duft kreiert hatten, auf die Flacons setzte. Sein Großvater hat alle Düfte für Christian Dior gestaltet. Immer mehr will ich darüber mit jemandem reden, der in der Lage ist, eine neue Sprache für Kunst und Kommerz zu erschaffen.“
„Schwierig, sagen Sie? Mein ganzes Leben war ein dauernder Anstieg. Wunderschön und frustrierend, manchmal schmerzhaft. Hier haben wir es mit einer großen Idee zu tun, die inzwischen auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Nun scheint der Moment gekommen, sie zu verwirklichen.“

Wir sehen diese dunkelhaarige Frau, und welchen Enthusiasmus sie verströmt und wir bekommen das Gefühl, dass es tatsächlich eine Revolution wäre, wenn jemandem das gelingen würde. „Geruchsmaschine“…genau so nennt Gaia sie. Auch, weil es diese Maschine tatsächlich gibt. Erfunden wurde sie von einem österreichischen Forscher, der sich in Berlin, Kreuzberg niedergelassen hat. Sein Name ist Wolfgang Georgsdorf und er arbeitet seit vielen Jahren daran. Er hat eine elektronische Geruchsorgel gebaut, die er Smeller 2.0 nennt, „Sie können es sich sofort unter smeller.net ansehen.“ Dieses Genie, das einem Comic entsprungen zu sein scheint, hat seine Geruchsmaschine bereits in Linz ausgestellt. Eine Art Orgel nämlich, die jedwede Form von Gerüchen kombiniert, von den intensivsten Düften, bis hin zum übelsten Gestank, je nach der Situation, die dargestellt werden soll. Diesen Sommer, von Juli bis September wird Smeller 2.0 im Radialsystem, einer experimentellen Spielstätte, gezeigt. Dort werden Künstler und Intellektuelle zu Workshops aufeinandertreffen. Das Experiment wird im großen Stil gefeiert, mit einer Reihe von künstlerischen Darbietungen und Theateraufführungen. „Das Risiko, dass sich die Gerüche überlagern? Dieses Risiko gibt es nicht, denn das Schöne an der Maschine ist, dass sie, sowie sie einen Geruch in die Luft abgibt, ihn durch den Austausch der Luft, die Luftzirkulation wieder verschwinden lässt, sodass sich nichts im Raum staut.“ Abgesehen davon ist der geniale Forscher, der den König der Parfümeure [Geza Schön] an seiner Seite hat, auch Pianist und das schließt mit ein, dass er diese fantastische Sache höchstpersönlich auch mit seiner Musik und Klangwelt lenkt, und schon alleine damit eine „außergewöhnliche“ Sinneserfahrung schafft.

Und Gaia? Ruheloser Geist, versucht sie auf ihren Reisen die Grenzen des Möglichen zu überschreiten und Wege zu finden, um Beziehungen aufzubauen und die Gunst anderer für diese Erfindung zu gewinnen, die wie geschaffen dafür scheint, ihre Phantasien in die Welt zu tragen. So können Erfindungen entstehen und sich verbreiten, die unser Leben verändern. Ein klavierspielender Forscher und eine Kreative, auf der Suche nach avantgardistischen Experimenten. „Weil mich eine bestimmte Sorte von Veranstaltungen nicht mehr interessiert. Ich möchte mich den Herausforderungen stellen, die die Welt wirklich verändern.“ Kommt das durch den Journalismus Ihres Vaters, Gaia? „Das war bedeutender Journalismus und nicht alle haben ihn verstanden. Mir genügt es von einem gemeinsamen Freund erfahren zu haben, dass ihn stolz machte, was ich tat. Aber das ist eine andere Geschichte. Beim nächsten Mal.“

Aus dem Italienischen von Katharina Ossen

Il Fatto Quotidiano: Gaia e la „macchina dell’olfatto“- di Nando dalla Chiesa