Osmodrama

Scent Track for Omer Fasts 'Continuity'(2016 Wolfgang Georgsdorf 40min)Geruchskomposition für Continuity von Omer Fast (2016 Wolfgang Georgsdorf 40min)

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„Continuity“ von Omer Fast, mit einem Scent-Track von Wolfgang Georgsdorf, 2016, 40 min.

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„Von den zwei Filmen, die wir als erzählende Realfilmwerke für das Experiment nachträglicher Geruchssynchronisation ausgesucht hatten, ist wie Edgar Reitzs „die andere Heimat“ auch „Continuity“ besonders geeignet für die Übersetzung bzw. Begleitung der Handlung durch Gerüche: Einerseits enhalten Szenen, Bilder und Dialoge von Continuity ständigen Wechsel eindeutige Geruchsquellen, andererseits ist die Handlung im Ganzen unheimlich und rätselhaft. Da werden Körpergerüche in den Umarmungen abgelöst von Koch- und Essensszenen, dann wieder von Erd-, Wald- und Holzgerüchen, das innere des Wagens – und schließlich Kriegsszenen, Blut, Tod, Verwesung. Insgesamt ein typsiches Spekrum um die relativ großes Bandbreite von Smeller 2.0. für einen komplexen Scent-Track eines Films anzuwenden, welcher in sich schon eine starke Kunstwirkung entfaltet und deutliche Narrative spinnt. Genauso wie die (beliebte und) überall vorzufindende Oszillation zwischen dem „eigenen, heimeligen, vertrauten“ und dem „Fremden, Unheimlichem, Schrecklichen“, welche in der Gestaltung der synchronen Geruchsbegleitung reizvoll inszeniert wird. Wenn gegen Ende des Films in der Kulisse einer brandenburger Sandgrube im Kampf getötete Soldaten des Afgahanistankriegs herumliegen und das Elternpaar eines dieser Soldaten schließlich am Heimweg im deutschen Wald einem Kamel begegnet, fährt das mit dem Film verwobene Osmodrama zu einem Finale aus Menschengerüchen, Heimatgerüchen und exotischen Tiergerüchen hoch.“
– Wolfgang Georgsdorf

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Omer Fast (geboren in Jerusalem, lebt und arbeitet in Berlin) absolvierte einen BA in Englisch an der Tufts University, ein BFA in Visual Arts an der Boston Museum School of Fine Arts und einen MFA am Hunter College, City University of New York. Seit dem Abschluss seines Studiums, im Jahr 2000, wirkte er an mehr als 150 internationalen Ausstellungen mit, darunter Einzelausstellungen im Whitney Museum in New York, Moderna Museet in Stockholm, Dallas Museum of Art, Museum of Modern Art in Vienna und Gruppenausstellungen, wie im Rahmen der dOCUMENTA13, Biennale in Venedig, des Guggenheim-Museum in New York und Centre Pompidou in Paris. Omer Fast erhielt den Bucksbaum Award für seine Arbeit „The Casting“ auf der Whitney Biennale im Jahr 2008 und den National Galerie’s Prize for Young Art in Berlin im Jahr 2009 mit seiner Arbeit „Nostalgia“. Sein Werk ist Bestand in zahlreichen internationalen Sammlungen, wie der Tate Modern, des Guggenheim Museum, Los Angeles County Museum of Art und Centre Pompidou.

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Ausschnitt aus „Continuity“. © Iris Janke

Zum Film:
CONTINUITY beginnt als herkömmliche, lineare Geschichte über eine emotionale Rückkehr in die Heimat. Schnell jedoch kippt die Stimmung ins Unheimliche: In einer kleinen Stadt in Deutschland lädt ein verheiratetes Paar mittleren Alters wiederholt junge Männer in ihr Haus ein, um ein undurchschaubares Ritual durchzuführen. Es bleibt unklar, ob die Eheleute einen tatsächlichen Verlust erlitten haben – vielleicht sollen ihre Besucher, die Ersatz-Söhne, ihnen schlicht helfen, eine drohende Trennung abzuwenden. Drei verschiedene Versionen ihres verlorenen Sohns Daniel verbringen die Nacht im Einfamilienhaus. Jeder von ihnen verschwindet auf mysteriöse Weise. Bis wir sie am Ende wiedersehen, in einer Grube, weder tot noch lebendig, weder in Deutschland noch in Afghanistan.
Regie: Omer Fast

Geruchskomposition: Wolfgang Georgsdorf
Künslterische Assistenz: Maxim Kares
Ableton-Programmierung: Kasper Helml
Parfümistik: Geza Schön

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